Ich wohne in der Hugenottenstraße mit weltlicher Unterstützung – Gesundheitsamt – und kirchlicher – Hugenottenkirche – gegenüber. Mein Gospelchor Salt´n´Light hat jüngst in dieser evangelisch-reformierten Kirche ein Benefizkonzert gegeben. Aber wer waren eigentlich die Hugenotten?

Als eine der großen christlichen Konfessionen entstand in Mitteleuropa während der Reformation die reformierte Kirche. Einer der Vordenker war Johannes Calvin (geb. 10.07.1509, gest. 27.05.1564). Die französischen Angehörenden dieser Konfession hießen Hugenotten, sie wurden ab Ende des 17. Jahrhunderts in Frankreich verfolgt und flüchteten – unter anderem nach Deutschland. Dreihundert reformierte Glaubensflüchtlinge kamen im März 1690 auch in Hameln an. Landesfürst Herzog Ernst August von Braunschweig war an deren Aufnahme interessiert: Die Hamelner Bevölkerung war durch Krieg und Feuersbrunst dezimiert und die Hugenotten hatten gefragte handwerkliche Fertigkeiten. So konnten sie eine Gemeinde gründen und erhielten weitreichende Privilegien. Auch damals gab es schon eine Einwanderungspolitik! Dennoch waren sie Fremde. Die hugenottischen Familien hüteten streng ihre französische Identität: Kleidung, Essgewohnheiten und insbesondere die Sprache. Das heimische Handwerk sah neidvoll auf die bevorteilten Hugenotten. Und die Kolonie der französischen Gemeinschaft in Hameln wurde als eine „Stadt in der Stadt“ erlebt. Das alles verursachte Spannungen!

Nach einem schleichendem Niedergang ab 1740 belebte sich das Gemeindeleben Ende des 19. Jahrhunderts. Die Einweihung des ev.-reformierten Kirchengebäudes im März 1906 war ein Höhepunkt. Heute ist die Kirchgemeinde Hameln-Bad Pyrmont eine kleine, aber feine Gemeinde mit 1400 Mitgliedern. Von den Hugenotten als ursprünglicher Keimzelle und den damaligen Spannungen ist nach 300 Jahren nichts mehr wahrnehmbar. Nur das Straßenschild erinnert daran…

Was macht eine evangelisch-reformierte Kirche so besonders? Es gibt keine Hierarchien, jede Gemeinde regelt Angelegenheiten selbständig, die sie selber betreffen. Jegliche Art von Schmuck – Altar, Bilder und Skulpuren – sind untersagt. Die Aufmerksamkeit der Gläubigen soll sich ganz auf das Bibelwort richten. Glücklicherweise sind Gesang und Licht nicht verboten. Bei vielen Gelegenheiten strahlt die Kirche nicht nur innen, sondern auch außen so bunt, als wolle ein Regenbogen aus ihr heraus. Hier einige Impressionen von unserem Konzert in Ton und Bild…

Avatar von Christina Rasokat

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