Noch erschöpft vom vergangenen Jahr, brauche ich etwas Zeit, um wieder in Gang zu kommen. Ein Besuch von Nürnberg lohnt sich, weil hier besonders viele Gänge möglich sind. Und es auch ganz besondere Gänge gibt…

Der Sandstein unter der Altstadt ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Im Mittelalter fingen die Nürnberger an, Keller zu graben, die vor allem der Aufbewahrung des selbstgebrauten Bieres dienten – die Brauereikeller. Bier war damals das wichtigste Getränk, denn im Gegensatz zum Wasser war es nicht gesundheitsschädlich. Der Förderverein Nürnberger Felsengänge e. V. veranstaltet ganzjährig Führungen durch die Nürnberger Unterwelten zu diesem und anderen Themen.

Der Luftangriff auf Nürnberg am 2. Januar 1945 ist einer der dunkelsten Tage in der Stadtgeschichte Nürnbergs: Mehr als 500 Bomber legten Nürnberg in Schutt und Asche, über 1.800 Menschen verloren ihr Leben. Um daran zu erinnern, führt der Verein jedes Jahr zu dieser Zeit in unterirdische Bereiche, die ansonsten nicht zugänglich sind. Gut behelmt geht es in die nicht barrierefreien Keller und Gänge, in denen in den letzten Kriegsjahren Schulklassen unterrichtet und Kunstschätze eingelagert wurden, von wo aus die dort untergebrachte Stadtverwaltung bis zuletzt Greise und Kinder als Volkssturm in den Tod dirigierte und die Menschen bei Angriffen Schutz suchten. Ein Denkmal im U-Bahnhof Plärrer erinnert an die Zwangsarbeiter, die die Gänge erweitern und ausbauen mussten, aber bei Bombenalarm dort selber keinen Schutz fanden.

Nach so vielen unterirdischen Eindrücken ist es Zeit für einen Gang an die Oberfläche. Das Opernhaus lockt mit einem Symphoniekonzert, das Filmhaus und die Programmkinos überbieten sich mit außergewöhnlichen Filmen. Nicht zuletzt lohnt sich der Gang durch die Kaufhäuser. Es ist Sale und Guido Maria Kretschmer – der muss es ja wissen! – schwört auf Nürnberg als Einkaufsstadt.

Und – was hat mir von den vielen Gängen in Nürnberg am besten gefallen? Ganz klar die Treffen mit meinen Freundinnen und Freunden und der Spaß, den wir beim Wiedersehen hatten!